Stressbewältigung durch Achtsamkeit
Stress ist ein geflügeltes Wort, das gerne in zahlreichen Kontexten verwendet wird und schon zu einem Beschreibungselement für den modernen Alltag geworden ist. Leider hat die verbreitete Verwendung des Begriffs wenig damit zu tun, was wissenschaftlich-medizinisch unter Stress verstanden wird und einen ernsthaften Zustand des menschlichen Organismus meint. In allen Zusammenhängen bedeutet „Stress“ allerdings immer Belastung. Für den modernen Menschen sind die Belastungen meist exogener Art: Stress im Beruf, Stress in der Familie; aber auch innere Merkmale können stressig sein – v. a. dann, wenn die eigenen Gedanken und Gefühle sich ständig im Kreis drehen. Um dem Stress entgegenzuwirken, kann man im Außen nach Erholung suchen und z. B. einen Urlaub machen. Effektiver und nachhaltiger ist es allerdings, sich systematisch an stressauslösende Situationen heranzutasten und den eigenen Umgang mit Stressoren zu verbessern – sprich: die allgemeine Stresstoleranz zu erhöhen. Das wichtigste Werkzeug hierfür ist die Achtsamkeit sich und der Umwelt gegenüber. Stressbewältigung scheint heutzutage eine notwendige Schlüsselqualifikation zu sein – nicht nur im Beruf, sondern auch im Privaten; eben im Alltag. Die Menschen sind schnell reizbar, haben Zukunftsängste oder hängen vergangenen Ereignissen anheim. Sie geraten allzu oft in Streit mit Mitmenschen oder werden vom System so eingespannt, dass sie sich nicht mehr erholen können und es im schlimmsten Fall zum Burn-out kommt. An den Stellen, an denen das System keine Möglichkeit der Ruhe und Erholung bietet, muss das Individuum selbstständig aktiv werden. Es muss sich selbst helfen. Stressbewältigung durch Achtsamkeit erscheint eine wichtige, wenn nicht gar notwendige Maßnahme zu sein, weil Achtsamkeit der Schlüssel für nachhaltige Veränderungen ist. Viele wissen gar nicht, dass sie unter Stress sind, weil sie schon längst an das angespannte Niveau gewöhnt sind. Andere spüren Stress, kennen aber nicht die Ursachen, allerhöchstens die Anlässe. Um sich dauerhaft von Stress zu befreien, muss man sich selbst kennen. Man muss wissen, welche Reize Stressgefühle auslösen und welche Bewältigungsmechanismen man anwendet und wie wirkungsvoll sie sind. Achtsamkeit ermöglicht es, unpassende Lebensbedingungen zu erkennen und produktiv umzugestalten, so dass das eigene Leben in einem umfassenden Sinne positiv geordnet werden kann. Hierfür ist es aber erforderlich, streng zwischen Stress im Sinne der Medizin und Stress im Sinne der Alltagsbedeutung zu unterscheiden.
Stressbewältigung durch Meditation ist eine sinnvolle Alternative zu etablierten Maßnahmen der Stressreduzierung, weil an jenen Aspekten angesetzt wird, die man im Alltag sofort ändern kann. Die äußeren Strukturen wie Wohnsituation, soziale Beziehungen oder Arbeit kann man nicht immer ändern oder beeinflussen. Was man jederzeit ändern kann, ist das eigene Bewusstsein über diese Dinge, wodurch sich auf indirekte Weise auch die äußeren Strukturen ändern können. Deshalb ist Meditation ein ganzheitlicher Ansatz zur Stressreduzierung. Sie ermöglicht es, die eigene Achtsamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten, wodurch sich Entspannung manifestieren kann. Ganz gleich, ob man sich auf innere Bilder, auf die eigene Atmung oder auf die Sinneswahrnehmung konzentriert, die Achtsamkeit wird gebündelt und somit wird die körpereigene Energie in fokussierte Bahnen gelenkt, statt sie zerstreut zu lassen. Stress, wie er im Alltag verstanden wird, ist als erhöhte Gereiztheit, Anspannung, Angst und als ein Gefühl des Bedrückt-seins zu verstehen. Diese loszulassen und auf ein gesundes Maß zu reduzieren, ist mit kultivierter Achtsamkeit möglich.